Autor: Thomas Weinsheimer
Feinschmeckerkost war es nicht, was die beiden hessischen Traditionsteams den 500 Zuschauern bei regnerischem Wetter im Europaviertel boten. Die Neuauflage des ältesten Derbys in Deutschland bot vielmehr einen verbissen geführten Kampf um jeden Zentimeter Raumgewinn mit dem glücklicheren Ende für die Landeshauptstädter, die sich nach vier spannenden Spielvierteln über die Revanche für die Niederlage in Darmstadt freuen durften. Für die kampfstarken Diamonds vergrößern sich nach der siebten Saisonniederlage die Abstiegsnöte, während sich die Phantoms wieder in Reichweite des zweiten Tabellenplatzes befinden, den sie über lange Woche inne hatten und beim Gastspiel in Nürnberg in der Vorwoche an diese abtreten mussten.
Zunächst zeigten in einem punktelosen ersten Spielviertel die Gäste den gefälligeren Angriffs-Football, arbeiteten sich zielstrebig in Richtung Phantoms-Endzone vor, nur um dann an der gut aufgelegten Verteidigung der Phantoms zu scheitern. Michael Landes schlug den Ball an der neun Yards Linie seiner Phantoms aus den Händen von Diamonds-Ballträger Sebastian Silva-Gomez und Rob Schaper-Kotter sicherte sich das Spielgerät. Ein schwerwiegender Ballverlust der Diamonds, aus dem die Phantoms aber zunächst kein Kapital schlagen konnten. Erst nachdem Diamonds-Spielmacher Sonny Weishaupt seine Mannen erneut in die Nähe von Punkten führte und sich über einen verschossenen Field Goal-Versuch aus 35 Yards Distanz ärgern musste, schien die Spielfreude auf der Gegenseite geweckt. Phantoms-Quarterback Brian Chris, bis dahin eher unauffällig agierend, führte seine Offense übers Feld und vollendete die erste gelungene Angriffsserie mit einem spektakulären Touchdown-Pass aus 26 Yards Distanz auf Thomas Hoque. Mehrfach schien Chris bereits für Raumverlust gestoppt, als er verzweifelt eine Anspielstation suchte. Gejagt von fast einem halben Dutzend Diamonds-Verteidiger fand er schließlich in Hoque einen dankbaren Abnehmer und die ersten Punkte konnten verbucht werden (Extrapunkt Kreuzer).
Doch die Freude der Phantoms-Fans währte nur kurz. Denn Weishaupt fand im direkten Gegenzug nach einer gut vorgetragenen, von einigen Phantoms-Penalties unterstützten Drive der Diamonds, seinen Passempfänger Max Schmidt aus 3 Yards Distanz mit dem Pausenpfiff in der Wiesbadener Endzone und der 7:7 Ausgleich war hergestellt (Extrapunkt Chesi). Ein gerechtes Ergebnis zur Halbzeit, in der sich zahlreiche Vereinsmitglieder der Phantoms über ihre Ehrung für ihre langjährige Mitgliedschaft im Verein freuen durften.
Mit Wiederbeginn kamen die Phantoms deutlich besser mit den widrigen Platz- und Wetterverhältnissen zurecht und schon in den ersten Minuten lag der nächste Touchdown in der Luft. Einmal mehr jedoch machten unnötige Strafen die Möglichkeit zunichte, sich den eigentlich verdienten Touchdown in die Bücher zu schreiben. So blieb lediglich ein Field Goal-Versuch durch Toby Kreuzer, den dieser aus 21 Yards Distanz auch gewohnt souverän verwandeln konnte. Immerhin, die Führung war wieder hergestellt.
Dass diese knappe 10:7 Führung dann auch durch das gesamte letzte Spielviertel Bestand hatte und den Phantoms den siebten Saisonsieg bescherte, war deren stark auftrumpfender Verteidigung in spannenden Schlussminuten zu verdanken. Denn erneut vergaben die Gäste eine große Chance auf Punkte, als sie den Ball zum zweiten Mal in diesem Spiel kurz vor der Phantoms-Endzone unfreiwillig abgeben mussten und sich im Anschluss berechtigterweise über diese fahrlässig vergebenen Möglichkeiten ärgerten. Nachdem die Gastgeber ihrerseits in den beiden letzten Minuten des Spiels tief in der Diamonds-Hälfte in einem vierten Versuch scheiterten, gelang es Sonny Weishaupt nicht mehr, seine Darmstädter nochmals in die Nähe von Punkten zu bringen. Ein letzter verzweifelter Versuch, in Höhe der Mittellinie ein neues First Down und damit nochmals vier weitere Angriffs-Versuche zu erreichen, scheiterte knapp an der Wand aus Phantoms-Verteidigern. Brian Chris konnte die Uhr herunterlaufen lassen und der hart erkämpfte Sieg im Derby war unter Dach und Fach.
„Wie man so schön sagt: Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, mit dem Spiel nicht ganz. Wir machen einfach noch zu viele technische Fehler, die zu dieser Häufung an Strafen führen. Das hat nichts mit unfairem Spiel zu tun, sondern mit besagter Technik, die wir in den kommenden Wintermonaten verbessern müssen. Gerade unsere jüngsten Spieler machen diese Fehler noch zu häufig in wichtigen Spielsituationen. Aber das ist ok. Denn sie lernen aus diesen Fehlern und wir werden schon kurz nach Ende dieser Saison damit beginnen, an diesen Fehlern zu arbeiten. Die junge Mannschaft hat sich trotz der personellen Ausfälle in dieser Saison gut entwickelt, Spieler wie Jaan Ramb haben einen Riesenschritt nach vorne gemacht und solche Siege wie heute, vielleicht nicht immer schön anzusehen, aber hart erkämpft, bringen Jaan und Co. weiter. Von daher freue ich mich jetzt mehr über diesen Sieg, als dass ich mich über die besagten Fehler ärgere. Denn letztlich liegt es an uns Coaches, für die kommende Spielzeit an diesen noch vorhandenen Problemen zu arbeiten“, fasste Patrick Griesheimer das Geschehen nach spannenden vier Spielvierteln zusammen.
Für die unglücklich geschlagenen Diamonds entscheidet sich der Klassenverbleib wohl in der kommenden Woche beim Gastspiel in Ravensburg (20:36 gegen Frankfurt Universe), während sich die Phantoms nach einer spielfreien Woche am 7. September bei den so gut wie sicher abgestiegenen Frankfurt Pirates aus der Jubiläumssaison verabschieden werden. Immerhin noch mit der Möglichkeit, am Ende hinter Meister Kirchdorf Wildcats den zweiten Tabellenplatz zu erreichen.