Bild: Bastian Klaas

Wie fällt Dein Saisonfazit aus?

Sehr gemischt, um nicht zu sagen durchaus etwas enttäuscht. Wir haben uns vor Beginn der Saison natürlich einen anderen Verlauf vorgestellt und die Vorzeichen standen nicht schlecht. Leider sind dann doch nicht alle Spieler wie ursprünglich angekündigt angetreten oder konnten aufgrund diverser Umstände nicht die Zeit aufbringen, die nötig ist, um auf einem Niveau wie der GFL2 ordentlich mitzuspielen. Das hat vor allem die Defense betroffen. Hatten wir in der Off-season zum Beispiel noch fünf Linebacker auf dem Roster, waren es dann kurz vor Beginn der Saison nur noch drei! Und so kann man natürlich keine Saison bestreiten. Leider hat dies fast jede Positionsgruppe betroffen, sodass wir uns hier noch mit externen Spielern verstärken mussten, die dann leider aber teilweise auch nicht die erhoffte Leistung erbracht haben. Das Ende der Saison war dann doch recht versöhnlich mit dem Sieg zum Abschluss und vor allem mit der Perspektive auf die kommende Spielzeit – durch die ehemaligen U19-Seniors, die echt eine Monsterleistung gezeigt haben. Und sehr zufrieden bin ich mit der individuelle Entwicklung von vielen Rookies und Neuzugängen, die teilweise erst ein bis zwei Jahre Football spielen und sich im Laufe der Saison zu echten Stützen der Defense entwickelt haben. Somit bin ich dann nach dem letzten Spiel eigentlich doch ganz zufrieden und versöhnlich aus der Saison gegangen.

Wie zufrieden kann man als Defensive Coordinator bei 407 Gegenpunkten sein?

Ja, das ist natürlich ein Päckchen – oder eher ein Paket – mit dem man erst mal klar kommen muss und was einem Coach dann in jedem einzelnen Spiel, in dem viele Punkte gegen dich fallen, echt einen Stich versetzt. Mit mehr als 40 Punkten pro Spiel im Schnitt kann man einfach keine winning season spielen, da muss man ehrlich sein.

An was lag es?


Ganz klar müssen wir uns hier vor allem im Bereich der Passverteidigung für die kommende Saison weiter verbessern. Die Art und Weise, wie wir diese Punkte bekommen haben, meist durch tiefe Pässe, kann so nicht bleiben. Aber auch sehr viele missed tackles, die es den gegnerischen Runningbacks leicht gemacht haben, uns zu überlaufen, geht so nicht. Wobei man aber auch sagen muss, dass wir als Defense in dieser Saison in jedem Spiel wirklich sehr oft und lange Zeit auf dem Feld standen, so dass jede Defense in solchen Spielen irgendwann einbricht. Und wir hatten einfach zu viele dieser Spiele. Zum Ende der Saison hin, glaube ich aber, haben wir dann doch auch unsere anfänglichen Schwierigkeiten und Fehler in den Griff bekommen, einen besseren Job gemacht und einige Mannschaften waren teilweise dann doch schon überrascht. Leider sind dann halt nicht die nötigen Punkte als Entlastung für uns gemacht worden.


Was muss nun bis zum Start der neuen Saison verbessert werden, um erfolgreicher abzuschneiden?

Wie schon erwähnt waren wir zum Ende der Saison durchaus schon auf einem guten Weg und haben zum Beispiel Fürsty unter 20 Punkten gehalten. Hier muss dann aber auch die Offense ihren Job machen und entsprechend Punkte auf das Scoreboard bringen und solche Spiele gewinnen! Dann müssen wir vom Personal her mehr Tiefe bekommen, um einzelne Ausfälle besser zu kompensieren. Teilweise sind wir mit nur elf Defense-Spielern angetreten, wovon dann auch noch zwei bis drei komplette Rookies dabei waren – so kann man keine Saison bestreiten. Aber hier sind wir bereits im Recruiting und in Gesprächen mit Spielern und vor allem muss das oberste Ziel sein, die eignen Spieler aus der U19, die ja bereits in den letzten beiden Spielen gespielt und eine sehr gute Leistung gezeigt haben, zu halten und mit als Kern der Mannschaft aufzubauen.

Du trittst als Defensive Coordinator einen Schritt zurück. Was wird in Zukunft Deine Aufgabe bei den Phantoms sein?

Das ist richtig. Das hat aber gar nichts mit dieser Saison oder dem Ausgang und dem damit verbundenen Abstieg zu tun. Ich werde mich privat verändern und im November mit meiner Familie umziehen, da wir die Möglichkeit hatten, ein Grundstück zu kaufen und ein Haus zu bauen. Hierdurch wird meine Anfahrt nach Wiesbaden dann einfach 100 Kilometer betragen, was in der heutigen Zeit für einen Amateursport einfach nicht machbar und – mal ehrlich – auch nicht sinnvoll, ist. In meinen Augen muss ein Defense Coordinator allerdings in jeder Trainingseinheit vor Ort sein, um entsprechend seine Spieler und die Mannschaft optimal auf das nächste Spiel vorzubereiten. Und diesen Zeitaufwand kann ich dann einfach nicht mehr leisten und gewährleisten. Man kann mir aber glauben, dass mir das wirklich weh tut, denn nach dieser zweiten Saison bin ich voll und ganz ein Phantom und Teil der Phamily, liebe dieses Team und vor allem die Jungs aus der Defense. Was meine zukünftigen Aufgaben für die Phantoms sein werden, kann ich jetzt noch nicht sagen. Ideen gibt es und Gespräche laufen beziehungsweise werden weiterhin geführt. Ob das dann alles so passt und mit meiner zukünftigen Wohnsituation vereinbar ist, werden wir sehen. Aber egal wie es ausgeht, was für mich immer bleiben wird ist „Phantoms for Life“.

Wie gestaltest Du footballerisch die Zeit bis zum Kick-off 2023?

Erst mal gilt es, etwas Abstand zu gewinnen und alles sacken zulassen. Dann definitiv mehr Zeit mit der Familie verbringen und Football hier mal komplett außen vor lassen. Selbstverständlich werde ich mir hier und da das eine oder andere College- und NFL-Spiel im TV ansehen. Und dann bin ich ja noch nicht weg hier und habe ja immer noch ein wenig als scheidender Defensive Coordinator zu tun… es gibt hier noch Awards, also Ehrungen von Spielern, vorzubereiten, mit den anderen Coaches die Off-season und das Recruiting zu besprechen und die abgelaufenen Saison nochmal mit etwas Distanz zu analysieren und zu bewerten. Und selbstverständlich wird auch die eine oder andere Fortbildung besucht beziehungsweise online mitgemacht und wenn sie denn wieder stattfindet, ist die Coaches Convention in Frankfurt ein fester Bestandteil der Off-season.

Go, Phantoms!