Phantoms Inside: Interview mit D-Liner Samuel Nana Ntim Owusu

Autor: Michael Wiegand

— Zusammen mit Tim Reichert und Thomas Weigel warst Du 2018 der älteste Spieler der Phantoms, oder? Die beiden haben dem jungen Team noch eine Saison Unterstützung gegeben… Du jetzt doch noch eine… warum das?
Ja, das stimmt, wir müssten die Ältesten gewesen seien. Ich selber spiele seit 2002 bei den Phantoms und bin daher der Dienstälteste. Vor Beginn der Saison hatte ich meiner Verlobten eigentlich versprochen, nach der Saison aufzuhören, doch im dritten Spiele – gegen Gießen – hatte ich mir eine Verletzung zugezogen und musste einige Spiele aussetzen. Da wusste sie schon, dass ich so mein letztes Jahr nicht abschließen kann und sagte mit eines Abends dezent „Du machst noch ein Jahr!“ mit einem Schmunzeln. Von da an wusste ich auch selber, dass Aufhören nicht infrage kommt…
— Hast Du das Gefühl, dass Du als dienstältester Spieler besondere Pflichten zu erfüllen hast? Oder gibt es Privilegien? Trägt Dir zum Beispiel jemand Deinen Rollator?
Pflichten?! Hmmm, gute Frage, die ich mir Anfang der Off-season auch gestellt und in ein paar Gesprächen mit Coaches auch immer wieder signalisiert habe, dass ich mehr Verantwortung übernehmen möchte, was das Teamgefüge „on and off the field“ betrifft und auch die Aufnahme der Rookies umfasst. Ein Beispiel! (grinst) Als ich damals in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Rookie in das Herrenteam kam, wurde ich direkt von den ehemaligen Phantoms Özkan Ergün, Seydou Jalloh und Alan Stark, die bis heute noch zu meinem engen Freundeskreis zähle, darüber aufgeklärt, was auf mich zukommt und erwartet wird, sei es, wo ich im Teambus zu sitzen habe oder wann ich bei der Trikotausgabe meine Hose bekomme, wie ich mich zu benehmen habe, wenn ich in die Vereinsfarben trage und so weiter. Rookiepflichten eben, die nie negativ waren oder dazu dienten, mich nieder zu machen oder zu verspotten. Im Gegenteil, denn jeder in einem Team hat die Phase eines Rookie zu absolvieren. Weil… wenn wir nicht die Philosophie und den Stolz, ein Phantom zu sein, an die jüngeren Spieler weitergeben, stirbt die Tradition und das, was den Verein Wiesbaden Phantoms so außergewöhnlich macht und uns über viele Jahre hinweg so erfolgreich gemacht hat. Und dass diese Tradition vergessen wird, das „wolle mir ja net“, wie man in Hesse sagt.
— Was hast Du Dir für Deine letzte Saison vorgenommen?
Eigentlich das Gleiche wie jedes Jahr: verletzungsfrei ohne OP durch die Saison kommen, ein Leader im Team sein, mehr Sacks machen als im Jahr davor und insgesamt als Team besser abschneiden.
— Wenn Du nicht auf Brett Favre machst, wirst Du Deine gesamte Zeit im American Football als Phantom verbracht haben… was ist so Faszinierend an diesem Club?
An den Phantoms hat mich immer fasziniert, wie familiär der Club war und ist. Dass jeder jeden kennt, dass es keine Berührungsängste gibt – auch nicht jahrgangsübergreifend. Doch der ausschlaggebende Grund war mein Rookiejahr 2006. So etwas hatte ich noch nie erlebt: eine Gruppe von Männern, die alles für einander auf und neben dem Platz gegeben hat! Loyalität, Hingabe, Verantwortung, Arbeitsmoral, Spaß, Erfolg… und nicht zu vergessen Coach Michael Treber! Er hat auf solche Sachen viel Wert gelegt – wie unser jetziger Head Coach Andy McMillan. Vier Stunden unter der Woche und zwei bis drei am Wochenende: Jeder sollte fokussiert jedem seiner Teamkollegen helfen und das, was unter der Woche trainiert wurde, sollte umgesetzt werden. Unter keinen Umständen sollte sich jemand klein machen vor dem Gegner, egal, wie Tabellensituation oder Tagesform oder Roster mit sich bringen. Immer Kopf hoch und weiter machen! Damals habe ich das noch nicht so wirklich verstanden, warum er immer so streng war und gewisse Sachen nicht duldete, aber mit dem Alter habe ich ihn mehr und mehr verstanden und zu schätzen gewusst, warum er diese Disziplin gefordert hat und was das Ziel war. Und bin mehr als dankbar, unter ihm gespielt zu haben in dieser Zeit!
— Warum sollten sich Phans die Saison 2019 nicht entgehen lassen und ins Europaviertel kommen?
Das Europaviertel ist an Gamedays immer einen Besuch wert, ob mit Kind, ohne Kind, mit Frau oder ohne Frau. Der „place to be“ und immer für jeden etwas dabei und viel los. Gutes Essen, cooler und immer gut gelaunter Stadionsprecher, In-game-Interviews von Coaches und Spielern, den Cheerleadern, US-Car-Shows, Hüpfburg und of course der Grund für das Zusammentreffen aller Supporter des GFL2-Teams. Sollte niemand verpassen!
— Warum sind die Phantoms für die GFL2-Saison 2019 interessant für Spieler aus der Region?
Wiesbadens Jugendabteilung ist seit Jahren sehr erfolgreich in der GFL-J und wir legen viel Wert auf einen umfangreichen Coaching Staff, was auch wieder dafür spricht, in Wiesbaden zu spielen. Man lernt als Spieler von tollen Coaches, die selbst oftmals hochklassig gespielt haben und jetzt ihr Wissen weitergeben. Und: Wiesbaden ist eine schöne Stadt und die Phantoms ein toller Club, in dem der „Phamily“-Gedanke wirklich allgegenwärtig ist und nicht nur promoted wird. Wir unternehmen viel als Team und finden immer Möglichkeiten, Spaß zuhaben zusammen, ob es auf Grillpartys, Poolpartys oder einfach ein Wochenende zelten ist. Wir sind eine wirkliche „Phamilie“ und wenn jemand nach einer lustigen Truppe Footballern Ausschau hält, ist er bei uns in der richtigen Stadt.