Leonie and the Phantoms: “Mit der Zeit sind die Jungs aufgetaut”

Autor: Michael Wiegand

Als ab Januar 2015 die Nikelodeon-Kinderserie "Bella and the Bulldogs" ausgestrahlt wurde, saß auch Leonie Grebe vor dem Fernseher und verfolgte, wie die Protagonistin an ihrer Highschool nicht nur Mitglied, sondern sogar Star der Schulmannschaft "Bulldogs" wurde. Vier Jahre später stand die mittlerweile 15-Jährige erstmals selbst als Footballerin auf dem Feld – im realen Leben, ohne Hollywood-Weichzeichner.
"Als ich, Bella and the Bulldogs’ im Fernsehen angeschaut habe, wollte ich schon spielen…", erzählt Leonie Grebe heute. "Wir haben gute Freunde in Wiesbaden, die uns von den Phantoms erzählt haben und da mein Dad sowieso nach Wiesbaden fährt, kann er mich mitnehmen. Ich wollte nämlich schon seit damals Football spielen, aber die Distanz zu Teams von zuhause im Taunus war immer ein Problem."
Bei den Phantoms nahm Leonie in der Vorbereitung auf die U17-Saison erstmals am Training teil – mit Jungs, die zwei Jahre älter und einen Kopf größer waren als sie selbst. "Ich war so aufgeregt vor meinem ersten Probetraining", blickt die junge Spielerin zurück. "Danach wusste ich dann aber, dass ich definitiv für dieses Team spielen will und ich freue mich jede Woche wieder auf das Training."
Aktuell befindet sich Leonie bereits in der Vorbereitung auf die Saison 2020. "Ich will auf jeden Fall für die U16 spiele. Ich trainiere auch jetzt schon, um fit zu bleiben. Außerdem spiele ich sehr oft im Garten mit meinem Dad, um mein Fangen zu verbessern." Die Vorfreude auf 2020 ist groß, denn die U17-Saison – für die ältesten U16- und jüngsten U19-Footballer eine Möglichkeit, nach Ende der eigentlichen Saison noch ein wenig Spielerfahrung zu sammeln – war in diesem Jahr nur vier Spiele lang. Diese vier Spiele reichten nicht, um ihren Durst auf Football zu stillen.  "In den ersten beiden Spielen wurde ich zunächst nur im Kick-off-Team aufgestellt. Zum Aufbauen. Danach aber sogar als Receiver! Für diese Chance bin ich den Coaches sehr dankbar, weil ich ja erst seit kurzem gespielt hatte. Das war wirklich cool!"
An Highlights mangelte es trotz der Kürze der Saison nicht. "Ich hatte viele Highlights: Mein erstes Mal auf dem Feld, als mein Name und meine Nummer ausgerufen wurden, als ich die Phantoms-Flagge beim Einlauf tragen durfte und als ich zum ersten Mal im Training jemanden so geblockt habe, dass er auf den Boden gefallen ist", grinst die 15-Jährige. "Und mein erster Einsatz als Receiver und der Meisterschaftsgewinn!"
Als Receiver hätte Leonie Grebe 2020 die Aufgabe, den Ball zu fangen und möglichst weit Richtung oder in die Endzone zu tragen. Kollisionen mit dem Gegner sind dabei nicht ausgeschlossen, doch

Leonie bewies bereits den nötigen Mut, um größeren und schwereren Spielern gegenüberzutreten. Schulterzuckend erklärt sie: "Wenn jemand größer ist als ich, muss ich einfach versuchen, die Tipps der Coaches zu beachten. Dann klappt es schon mit dem Block."
Rücksicht sei weder im Training noch in den Spielen auf sie genommen, allerdings auch nicht mit voller Härte agiert worden. "Das ist doch ganz anders als in Hollywood. Als Mädchen bekommt man sehr viel Aufmerksamkeit – manchmal etwas zu viel. Aber es ist einfach super, Teil des Teams zu sein. Die Jungs sind sehr nett und helfen mir, wenn ich Fragen habe. Sie behandeln mich im Spiel und im Training wie alle anderen und nehmen keine Rücksicht. Das finde ich sehr gut, weil ich ja auch nur so besser werden kann. Und wenn ich einen Fehler mache, dann sagen sie mir, was falsch war und geben mir Tipps. Das ist sehr hilfreich."
Jungen stellen in deutschen Jugendteams eine überwältigende Mehrheit. Entsprechend skeptisch sei sie bei den Phantoms aufgenommen worden: "Zuerst haben nicht viele der Jungs mit mir geredet. Aber als ich dann wie sie immer ins Training gekommen bin, sind sie mit der Zeit aufgetaut. Jetzt bekomme ich auch immer Handschläge von allen nach den Plays. Da fühlt man sich von den Jungs akzeptiert."
Spätestens als Erwachsene kann Leonie allerdings nicht mehr mit ihren Phantoms spielen. Dann nämlich muss sie sich ein Damenteam suchen, für das sie aufläuft. "Ich hoffe nur, dass es genauso lustig ist wie bei den Jungs. Ich werde die Jungs dann auf jeden Fall sehr vermissen."
Football spielende Mädchen empfindet Leonie Grebe nicht als außergewöhnlich, doch aber nach wie vor als Vorreiterinnen in einer von Männern dominierten Sportart. "Ich denke, dass jeder Football spielen kann. Der Sport ist sehr interessant und es macht Spaß, ihn auszuüben. Warum sollte man das nicht als Mädchen oder Frau tun? Ich hatte mit den Phantoms Glück: Das Team ist echt super und jeder unterstützt den anderen, egal ob Junge oder Mädchen."