Bild: Howard Fuhs

Im März 1986 begann das Training zur zweiten Ligasaison der Wiesbaden Phantoms mit einem Waldlauf. Unser Trainer Alvin Hayes hatte eine Laufroute auf dem Neroberg ausgesucht, die das Team auf Zeit laufen musste. Damit sollte der Leistungsstand der einzelnen Spieler nach der Trainingspause im Winter festgestellt werden. Wer hatte über den Winter eifrig trainiert und wer hatte über Weihnachten zu viele Süßigkeiten genascht?

Mein Problem war eine schwere Verletzung des rechten Knies, die im Juli 1985 im Training passiert war. Gerade noch einer drohenden Knieoperation entkommen, konnte ich über sechs Monate an keinem Training teilnehmen. Mir war jegliche Belastung des Knies vom Arzt untersagt. Erst kurz vor dem Waldlauf war ich wieder für das Training freigegeben. Was bei dem Waldlauf bedeutete: Ich war wie ein Amboss. Hohe Ruhemasse, kaum Bewegungsenergie. Wollte ich jedoch diese Saison spielen, musste ich an dem Lauf erfolgreich teilnehmen.

Was ich immer an den Phantoms geliebt habe, war der Zusammenhalt und die gegenseitige Motivation. Nicht wissend, ob mein Knie den Lauf überhaupt übersteht, waren Michael Adam und David Alexander bereit, mein langsames Tempo mitzulaufen. Wahrscheinlich wäre David Alexander selbst auf einem Bein schneller ins Ziel gekommen als ich. Als David und Michael nach einiger Zeit sahen, dass mein Knie durchzuhalten schien, setzten sie ihren Lauf in ihrer eigenen Geschwindigkeit fort. Da ich als Lineman
sowieso nicht der schnellste war, wurde es langsam erst ruhig und irgendwann einsam um mich herum. Ich war wohl das Schlusslicht. Egal, es zählte der Olympische Gedanke!

Ich lief also auf dem Neroberg herum, um meine Leistungsbereitschaft unter Beweis zu stellen, als plötzlich ein VW Käfer neben mir herfuhr. Am Steuer saß Stefan “Landi” und meint nur “Wo willst Du denn hin?” War ja klar, dass Landi zu den ersten im Ziel gehört hatte. Aber wo wollte ich schon hin? Natürlich auch ins Ziel. Wie mir dann aber Landi erklärte, hatte ich beim Start irgendetwas nicht mitbekommen, was die Streckenführung anbelangte. Ich hatte mich nicht nur verlaufen, sondern hatte eine Abzweigung Richtung Ziel verpasst und war derzeit dabei, mich schnaufend und schwitzend wieder vom Ziel zu entfernen.

Erwähnte ich schon, dass ich den Zusammenhalt und die gegenseitige Motivation und Unterstützung im Team immer geliebt habe? Landi lud mich in seinen Käfer, fuhr mich bis eine Biegung vor das Ziel und ließ mich dann die restliche Strecke um die Kurve und ins Ziel laufen. Zumindest schaffte ich es als Letzter ins Ziel. Wie ich beim Erfahrungsaustausch später erfuhr, war ich nicht der einzige gewesen, der an der Abzweigung zum Ziel vorbei gelaufen war. Aber ich war der einzige, der mit dem Auto
gefahren wurde!
Mehr Fotos aus der Anfangszeit der Wiesbaden Phantoms sind auch online in meinem Fotoarchiv www.lichtbildwerkstatt.net zu finden!

Stay tuned for more to come and don’t forget to support the Wiesbaden Phantoms. Vor allem aber, bleibt gesund!

Have fun!
Howard #70