Ein Tag für die Geschichtsbücher

Autor: Phantoms U16

Am 11. Juni machten die U16 Nachwuchsmannschaft das schier Unmögliche wahr. Mit einem 44.0 Sieg im letzten Heimspiel gegen die Saarland Hurricanes sicherten sie sich die Hessenmeisterschaft mit einer perfekten Saison ohne Gegenpunkte. Schluss, Aus, Spiel vorbei. 44:0 lautete das Endergebnis der U16 der Phantoms gegen einen leider sehr überforderten Gegner aus Saarbrücken. Das Spiel war für die Zuschauer und Anhänger der Phantoms wieder erfreulich spannungslos. Die Geschichte dahin ist es ganz und gar nicht. Doch wie fängt so eine Geschichte an? Wann wurden die Grundlagen gelegt? Wie viel war Geschick, wie viel Glück?
Dass Glück immer dazu gehört, ist selbstverständlich. Selbst die griechischen Philosophen gewannen die Erkenntnis, dass ohne glückliche Fügung nichts gelingt. Ein gute Portion Glück gehörte dazu, und dabei sollte es auch belassen werden. Außer: Glück alleine reicht nicht aus, es bedarf enormer Anstrengung, um auch positive Wendungen zuzulassen. Und der Anfang dieser Geschichte begann mit….der SWOT-Analyse!
Nüchtern betrachtet, ist eine SWOT-Analyse nicht gerade der Beginn für märchenhafte Erzählungen. Das aus der strategischen Unternehmensberatung bekannte Instrument lässt wenig Raum für Phantasie. Vielmehr gilt es objektiv, die eigenen Stärken mit den Schwächen zu vergleichen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Und seit der Übernahme der U15 durch Cheftrainer Jonny Ihl und seinemTeam im JAhr 2014 wird diese Analyse immer im Winter durchgeführt, um das Training zu optimieren, die genaue Spielstrategie auf die gegebenen Möglichkeiten anzupassen, die individuellen Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu identifizieren, etc., etc. Das ist trockene, kleinteilige, mühsame Detailarbeit. Und das Ergebnis in diesem Jahr war, dass die U16 Mannschaft zwar über hocherfahrene, intelligente und sehr athletische Spieler verfügte, aber insbesondere im Angriff wenig Masse hatte. „Damit fielen bestimmte Spielstrategien automatisch aus“ sagte HC Jonny Ihl.
„Und das ist unsere Kern-Philosophie“, verdeutlichten QB Coach Ramon Müller, Line-Coach Martin Spindler, WR Coach Matthias Saisch und Richard Edens, „wir analysieren die Spieler sehr genau, wir schauen nicht nur auf ihre körperlichen Fähigkeiten, die Schulnoten werden ebenfalls in die Analyse einbezogen, ihr Verhalten in der Gruppe aber auch ihr Verhalten in Stresssituationen wird beobachtet. Auf Grundlage der Analyseergebnisse entwickeln wir gesamtheitliche Strategien, um die Stärken der Spieler hervorzuheben und um ihre Schwächen auszugleichen. Aber niemals umgekehrt, wir pressen keine Spieler in Systeme rein, die uns als Coaches zwar gefallen, aber dem Naturell der Spieler nicht entsprechen. Auch wenn es manchmal schwer fällt, die individuellen Wünsche von uns Erwachsenen hinten anstellen zu müssen“.
Eher schmächtige, aber sehr intelligente Spieler, schnell und wendig und tolles Spielverständnis. Das waren die Kernbausteine der Mannschaft. Um die physischen Schwächen auszugleichen – gemessen am reinen Gewicht war vermutlich jede Mannschaft im Durchschnitt schwerer als die U16 Phantoms – wurde die Fitness stark trainiert, in der Verteidigung auf ein sehr variables Stellungsspiel gesetzt und im Angriff der Luftangriff forciert und Läufe durch die Mitte bestmöglich vermieden. „Und da unsere 3 QBs mit ihren durchschnittlichen 55 Kilogramm körperlich – um es mal vorsichtig zu formulieren – nicht gerade beeindruckend sind , wurden die Spielzüge auf Geschwindigkeit getrimmt und beim Design der Spielzüge vermieden, dass der QB den Ball länger als ca. 2 Sekunden halten muss. Lange Pässe waren daher die Ausnahme, um das Risiko von Sacks bestmöglich vermeiden“ betonte Coach Ihl sein Strategieverständnis. Gleiches galt auch für die Verteidiger. Insbesondere die Linebacker zeichneten sich durch Spielintelligenz, Geschwindigkeit und hohe Athletik aus. Über 100 Kilo, 190 cm große „Brocken“ verfügten andere.
Und dieses Rezept wurde garniert mit einer hohen Dosis……Fleiß; das ist die Zutat für jeden Erfolg. Bereits im November standen die Phantoms jede Woche auf dem Platz. Ob Regen, Schnee, Kälte…egal….bei Wind und Wetter wurde trainiert. Nach einer sehr kurzen Winterpause wurde das Training mit einem Hallentraining angereichert, und darüber hinaus wurde jeder Spieler gebeten, weitere zusätzliche Einheiten zu trainieren. „Und insbesondere für die Verteidigung war das wichtig“ fassten Defensive Coordinator Yannick Petschko, DL Coach Phillip Wagner, LB Coach Marco Corzani und CB Coack Yannick Ihl das Trainingskonzept zusammen „denn wir waren schneller als der Gegner, immer dort, wo der Ball war, der Gegner konnte seine Physis erst gar nicht ausspielen, da wir mit der Ballübergabe immer am Mann waren…..und am Ende stand die „0“. sagten alle sehr junge Nachwuchs-Coaches voller Stolz mit einem Breitbandlachen. Und Kondition natürlich, sie war sehr wichtig, da die Verteidigung kaum Zeit hatte, sich auszuruhen. Da der Angriff sehr schnell punktete, waren die jungen Verteidiger oft auf dem Platz.
Das Ergebnis ist bekannt und es mutet auch märchenhaft an, was unseren Teenagern geglückt ist. Und es ist nicht vermessen davon auszugehen, dass dieses Erlebnis lebensprägend ist. Jeder Spieler, egal wie lange die Zeit noch verstreichen mag, wird sich an dieser Saison erinnern. Das U16 Team 2016! Selbst in ferner Zukunft, als erwachsene Männer, werden sie, wenn sie sich treffen, mit guter Wahrscheinlichkeit auf die Saison 2016 zu sprechen kommen. Zu Recht, wie wir finden.
Doch bevor es soweit ist, steht erstmal die nähere Zukunft an. Das internationale Turnier in Holland am 25./26. Juni und das sportliche Großevent am 10.09.2016. In einem Double-Header steht der U16/U19 Vergleich gegen die Wiesbaden Warriors an. Noch nie gelang es einer Phantom Mannschaft, gegen die Warriors zu gewinnen.
Und nach einer kurzen Pause steht nach den Herbstferien die Saisonvorbereitung 2017 an. Bei Wind und Wetter….im wahren Leben, auf dem Platz, oder in der Schule müssen Märchen halt hart erarbeitet werden. Das ist die zentrale Botschaft, die es jungen Footballern zu vermitteln gilt.