Sonnenschein vor den Sommerferien

Autor: Willi Turturica

Die U16 der Wiesbaden Phantoms hat sich vorzeitig den Gruppensieg gesichert und steht nach einem 32:2-Erfolg über die Hanau Hornets im Finale um die Hessische Meisterschaft gegen die Rodgau Pioneers.

Nach knapp zwei Jahren wieder ein Ligaspiel zu verlieren, kann belasten. Und dass das Spiel gegen Frankfurt Universe sehr knapp und auch in den letzten Minuten zu Ungunsten von Wiesbaden entschieden wurde, machte die Sache nicht einfacher. Mit dieser Bürde ging die U16-Mannschaft der Phantoms ins Spiel gegen die Hanau Hornets. Eine zusätzliche Belastung bestand durch weitere Ausfälle erfahrener Spieler. Allerdings ist auf der anderen Seite anzufügen, dass im Vergleich zu dem zurückliegenden Spiel einige Genesungen verbucht wurden. Dass Hanau in dieser Phase der Saison auch verletzungsbedingte Verluste hatte, ist auch nicht unüblich und ähnlich wie Wiesbaden hatten auch die Hanauer ihr jüngstes Spiel gegen Saarland verloren: So standen sich zwei Mannschaften gegenüber, die sich im letzten Vergleich vor den Sommerferien etwas beweisen wollten.

Aus strategischer Sicht stellen Vergleiche mit den Hornets selten eine Überraschung dar. Sowohl die Spieler als auch die Coaches kennen und schätzen sich seit Jahren. Jeder kennt die Spielweise des anderen, und daher gehen die meisten Partien auch sehr knapp aus. So wie der Vergleich in der Vorrunde, den Wiesbaden knapp mit 21:16 gewinnen konnte.

Über Sieg oder Niederlage entscheidet oftmals die Tagesform und auch an diesem Tag war der Ausgang ungewiss und die Favoritenrolle unklar: So startete das Spiel an einem für Football perfekten Tag bei rund 20 Grad und optimalen Lichtverhältnissen. Hanau gewann den Coin Toss und entschied sich, den Ball zu returnen.

Das dann folgte, war „der ruhigste Nachmittag in dieser Saison“, fasste Head Coach Jonny Ihl das Geschehen zusammen. Zunächst war festzuhalten, dass insbesondere die Rückkehr von Linebacker Lukas Kriesel die Verteidigung deutlich stabilisierte. Über die gesamte Spielzeit hinweg konnte die neuformierte Defense der Phantoms nicht annähernd in Bedrängnis gebracht werden.

Für alle Punkte, auch die Gegenpunkte, sorgte der Angriff selbst: Das erste Viertel ging zwar noch punktlos aus, da das Timing noch nicht stimmte, aber bereits ab dem zweiten Quarter klappte das Zusammenspiel immer besser. 12:0 stand es kurz vor der Halbzeit, als ein Extrapunktversuch geblockt und von den Hanauern in die Wiesbadener Endzone getragen wurde. Aber diese Punkte blieben auch das einzige Erfolgserlebnis der Gäste.

Nach der Halbzeit empfing Wiesbaden den Ball und dann folgte der vielleicht schönste Drive der bisherigen Saison: Von der eigenen 40-Yard-Linie wurde der Ball in acht Spielzügen in einer Kombination aus Lauf- und Passspiel in die Endzone getragen. Der PAT misslang, aber bei einem Spielstand von 18:2 war das Spiel praktisch entschieden. Die restlichen Punkte zum Endstand von 32:2 wurden unaufgeregt und routiniert erzielt.

Und die Helden des Tages? Neben dem wiedergekehrten Kapitän der Verteidigung, Lucas Kriesel, gebührte folgenden Spielern diese Ehre: Niklas Fuchs, Paul Linke, Wyatt Crawford, Maks Szpotowicz und der ebenfalls nach langer Verletzung wiedergenesene Jonas Zundel. Diese Jungs haben keine Punkte erzielt, sind keinen einzigen Yard mit dem Ball gelaufen und haben auch keinen Pass gefangen. Namentlich werden sie vom Stadionsprecher auch nur selten erwähnt. Sie spielen nämlich auf der Offensive Line. „Diese Jungs haben dafür gesorgt, dass unsere schnellen Jungs mit dem Ball in der Hand heute brillieren konnten“, sagte Ihl, „und deswegen ist es wichtig, dass sie alle erwähnt werden, um ihre Bedeutung für Football und unsere Mannschaft zu verdeutlichen.“

Und was ist das alles wert? Nach dem Sieg gegen Hanau und der gleichzeitigen Niederlage von Saarbrücken gegen Rodgau steht Wiesbaden als Gruppensieger fest und spielt in den Play-offs um die Hessenmeisterschaft gegen die bisher unbesiegten Pioneers aus Rodgau. Dass eine Phantoms-Jugendmannschaft in einem hessischen Finale steht, ist nicht sehr überraschend, „aber da wir vermutlich die jüngste Mannschaft in der Liga haben, hätte die Saison auch anders ausgehen können“, betonte Head Coach Jonny Ihl, „schließlich spielen wir gegen Teams, die wegen des altersbedingten Unterschieds rund 15 Kilogramm schwerer sind als wir.“

Der nächste Gegner am 19. August sind erstmal die Hurricanes aus Saarbrücken. Und sie kommen sicher nicht nach Wiesbaden, um den Phantoms zum Gruppensieg zu gratulieren.

Aber zuerst steht die Sommerpause an. Nach einem kleinen Tief haben sich die U16-Phantoms eindrucksvoll zurückgemeldet. „Sie haben sich die Pause mehr als verdient, und voller Vorfreude erwarten wir die kommenden Spiele nach den Sommerferien“, so Ihl abschließend.